Filme
aus Israel und Palästina:
Ranas Hochzeit[BESTELLEN?]
Rana's Wedding ist ein Liebesfilm, der kurz vor dem israelischen
Einmarsch in die besetzten
palästinensischen Gebiete spielt. Rana, eine junge
palästinensische Frau stiehlt sich bei
Morgengrauen aus dem Haus ihres Vaters, um nach ihrem heimlichen
Geliebten Khalil zu suchen.
Ihr Vater will sie an jenem Tag mit ins Ausland nehmen, um sie
von dem jungen Mann zu trennen –
es sei denn sie wählt einen Bräutigam von der Liste, die der
Vater ihr aushändigt. Rana will mit
ihrem Freund in Ost-Jerusalem bleiben und hat nur zehn Stunden
Zeit, ihn im Chaos der besetzten
Stadt zu finden, die Hochzeit vorzubereiten und ihren Vater mit
vollendeten Tatsachen zu
konfrontieren – so wie er es mit ihr gemacht hat.
Wir folgen Rana wie sie durch die Stadt zieht und bekommen einen
Eindruck von ihren Gefühlen
und Zweifeln, die von der bizarren Kriegssituation angefacht
werden sowie ihrem vergleichsweise
banalen Versuch, noch am selben Tag zu heiraten. Dennoch, die
entschlossene Rana stellt sich
ihren Ängsten, entschließt sich, niemanden ihr Leben
kontrollieren zu lassen und setzt alles dran,
die Zustimmung ihres Vaters zu bekommen.
Hany Abu-Assad, Palästina 2002, 90 min, 35mm, Arab. OmU
Das Kreuzberger Eiszeit Kino bringt auch im kommenden Jahr zahlreiche Filme aus
Israel und Palästina.
Ab dem 03. Januar
zeigt das eiszeit-kino.de für 1 Woche den Film
"Rana's Wedding" (OmU).
http://www.ranaswedding.com
Sehen:
ranaswedding.com/07.mov
Sehen: ranaswedding.com/02.mov
Rana’s
Wedding
Eine Filmkritik von José García (textezumfilm.de)
Jerusalem als eine von
Straßensperren und Polizeikontrollen zerrissene Stadt, in der
Selbstmordattentate auf der Tagesordnung stehen. So kennen wir sie
aus der abendlichen Fernsehberichterstattung. Eine Möglichkeit zu
zeigen, wie sich in Jerusalem der Alltag inmitten dieser abnormen
Situation gestalten lässt, liefert das Medium Spielfilm. So zeigte
"Göttliche Intervention" ein surrealistisches Bild: auf die als
absurd empfundenen palästinensisch-israelischen Beziehungen
antwortet er mit einem seiner entfesselten Fantasie entsprungenen
subversiven Humor.
Hany Abu-Assad wirft einen vermeintlich realistischeren Blick auf
den "täglichen Wahnsinn" in Jerusalem aus der Sicht eines
Filmkünstlers, der sich mit Hilfe der Fiktion der durchaus komplexen
Lage nähert: der jungen, offensichtlich aus wohlhabender Familie
stammenden Rana setzt ihr Vater eine Art Ultimatum: wenn sie bis
vier Uhr nachmittags nicht geheiratet hat, soll sie mit ihm nach
Ägypten reisen. Dazu hat er Rana eine Liste mit den ihm genehmen
Heiratskandidaten ausgehändigt. Doch Rana denkt nicht daran, jemand
aus der ominösen Kandidatenliste zu heiraten. Wenn sie eine Ehe
eingehen soll, dann mit dem Theaterregisseur Khalil, in den sie
verliebt ist.
Ein Tag im Leben einer jungen Palästinenserin. Der Zuschauer folgt
Rana durch Ostjerusalem, dann macht er sich zusammen mit ihr in
Richtung Ramallah auf der besetzten Westbank zum Theater auf, wo
Khalil arbeitet, und wo er die Nacht verbringen musste, weil die
Straße nach Jerusalem wieder einmal gesperrt war. Der Entschluss,
Khalil heute noch zu heiraten, hin und wieder von Zweifeln und
zwiespältigen Gefühlen begleitet, wird zu einem Hindernislauf: Rana
muss sich durch die allgegenwärtigen Straßensperren und Checkpoints,
an mit Steinen werfenden Jungen vorbei, durcharbeiten, um zu Khalil
zu gelangen. Zusammen mit einem Freund des Theaterregisseurs machen
sie sich im alten VW-Käfer auf die Suche des Standesbeamten. Die
woanders routinemäßigen Vorbereitungen einer Hochzeit – Beschaffung
der entsprechenden Dokumente, Ringkauf, Friseurbesuch, Besorgung des
Hochzeitskleids – drohen im Chaos der zerrissenen Stadt zu
scheitern.
Ein Meisterwerk ist "Rana’s Wedding. Jerusalem, another day" sicher
nicht. Dafür nimmt sich der Erzählrhythmus zu unausgeglichen aus:
mitten in der Handlung hält der Film immer wieder unvermittelt inne;
die Kamera verweilt auf dem hübschen Gesicht Ranas, sie liebkost es
eins ums andere Mal eine Spur zu lang. Zwar besitzt die
Schauspielerin Clara Khoury genügend Ausstrahlung, um dieser
teilweise penetranten Kameraführung Stand zu halten – die
Auszeichnung mit dem "Prix de l’interprétation feminine" auf dem
Marrakech Filmfestival 2002 zeugt davon –, dies geschieht jedoch auf
Kosten der anderen Rollen. So erhält etwa Ranas Bräutigam Khalil
eigentümlich wenig Konturen; aber auch alle anderen Figuren
verblassen gegenüber Rana. "Rana’s Wedding" wird zu einer "One Woman
Show".
Dennoch: mit feinen Pinselstrichen wird der
israelisch-palästinensische Konflikt zur Folie, auf der Ranas
Wettlauf gegen die Uhr stattfindet. Die Schlacht, die sich
israelische Soldaten mit Steine und Molotowcocktails werfenden
Jugendlichen liefern, der Abriß eines Hauses neben der Wohnung einer
Freundin durch die Militärs, die Begräbnisprozession eines
Palästinensers, die Plastiktasche, die für eine Bombe gehalten und
von einem Spezialkommando gesprengt wird, besitzen stark
dokumentarischen Charakter, zumal der ausschließlich in
Ost-Jerusalem und Ramallah gedrehte Film ohne jede Drehgenehmigung
entstand. Aus diesen vereinzelten kurzen Sequenzen entsteht ein
aussagekräftiges Bild des heutigen Jerusalem.
Obwohl "Rana’s Wedding" weniger skurril als "Göttliche Intervention"
ausfällt, besitzt auch diese fiktionale Erzählung symbolischen
Charakter: "Wenn Absperrungen und Besetzung Alltag werden,
verwandeln sich normale Dinge, wie Liebe und Heirat in Fiktion. So
ist das Leben in Palästina", erklärt Abu-Assad die Grundidee von "Rana’s
Wedding".
Trotz allem bietet Regisseur Hany Abu-Assad durch die zauberhaften
Bilder der Stadt eine optimistische Sicht auf die Menschen, die mit
einer Prise Humor die Widrigkeiten der bizarren politischen
Situation zu meistern und mitten in einer zerrissenen Stadt einen
halbwegs normalen Alltag zu führen versuchen. Menschen wie die junge
Rana, die sich entgegen der islamischen Tradition ihren Bräutigam
selber aussucht und mitten im israelisch-palästinensischen Konflikt
ihr Glück zu finden hofft.
Rana's Wedding. Jerusalem,
another Day
Al Quods Fee Yom Akhar
Regie: Hany Abu-Assad
Darsteller: Clara Khoury,
Khalifa Natour, Ismael Dabbag, Walid Abed Eslalam, Zuher Fahoum
Palästina 2002
Laufzeit: 86 Minuten
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Filme aus Israel:
Geschichten aus dem Alltag
12. bis 14. Mai 2003 - Gasteig München
(Vortragssaal der Bibliothek) |