Filme aus Israel: Geschichten aus dem Alltag
12. bis 14. Mai 2003 - Gasteig München (Vortragssaal der Bibliothek)
Vom 12. bis zum 14. Mai 2003 werden im
Gasteig München sechs
israelische Filme präsentiert. Die Veranstalter zeigen mit ihrer Auswahl, dass
sich die Wahrnehmung Israels nicht auf einige wenige politische Themen
beschränken lässt.
Das israelische Kino spiegelt den festen Willen wieder, den
Alltag nicht preiszugeben an die große (Welt-) Politik: selbst in den größten
Krisen, die das Land durchlebt hat, haben seine Bewohner immer an einer
Normalität festgehalten, einer Normalität, die nicht unbeeinflusst bleiben kann
von den Konflikten der Region, aber sich doch nicht von ihnen dominieren lässt.
Die Filme präsentieren Alltagsgeschichten, ohne dabei ein
Idyll zu zaubern, das die Wirklichkeit leugnet.
Die nach wie vor schwierige Integration der zahlreichen Einwanderer, die seit
dem Ende der Sowjetunion ins Land gekommen sind, ist den Filmen ebenso ein Thema
wie die große Diskrepanz zwischen dem geographischen und gesellschaftlichen
Zentrum des Landes einerseits und der Peripherie andererseits. Die Filmemacher
verschließen nicht die Augen vor den Auswirkungen der zahlreichen gewalttätigen
Auseinandersetzungen, in die Israel immer wieder verwickelt war und ist.
Liebesgeschichten entwickeln sich vor dem Hintergrund des Golfkrieges, und die
Träume junger Leute werden vom Trauma des Jom-Kippur-Krieges zunichte gemacht.
Die Bedrohung durch den Terror ist ebenso allgegenwärtig wie der Traum vom
Frieden, von einem gegenseitigen Verstehen und Verständnis.
Indem das israelische Kino sich nicht festlegen lässt auf das, was die Medien
als die Essenz des Lebens im Nahen Osten vorführen, bleibt es der Realität treu,
aus der heraus es entsteht und die es reflektiert: einer Realität, die neben dem
Schmerz auch die Freude, neben der Angst auch die Zuversicht kennt, Liebe und
Zärtlichkeit, in der es neben dem Weinen auch sehr viel Lachen gibt.
Der Eintritt ist frei!!!
"Made in Israel" (2001)
Montag, 12. Mai, 18.00 Uhr
Israel 2001, 113 min., hebr./russ. mit dt. U, Regie: Ari Folman, Verleih:
Pegasos Film, 113 Min, Hebräisch/Russisch mit deutschen Untertiteln Buch und Regie: Ari Folman,
Musik: Berry Saharov,
Kamera: Itzik Portal, mit
Jürgen Holtz, Genia Dodina, Sason Gabai, Segal Tzahi Grad, Dror Keren, Menashe
Noy, Igor Mirkorbanov, Josef El-Dror
Ari Folman:
"Made in Israel ist eine Art private Geschichte von uns Israelis. Der Film geht
der Frage nach, was passieren würde, wenn man uns zwei Million Dollar,
steuerfrei, anbieten würde, um den letzten Nazi auf Erden zu schnappen.
Egon Schultz (Jürgen Holtz), der letzte lebende Nazi, wird im Rahmen der
Friedensverhandlungen zwischen Israel und Syrien an Israel ausgeliefert. Schultz
soll in Israel sofort hingerichtet werden. Er wird beschuldigt, im Rahmen der
"Endlösung die Transporte von Juden in die Vernichtungslager geleitet zu haben.
Das bleibt nicht ohne Folgen: Der reiche Geschäftsmann und Sohn eines
Holocaust-Überlebenden, Dani Hoffmann, setzt zwei Millionen Dollar Kopfgeld auf
den Nazi aus. Er wiederum erfüllt damit den letzten Wunsch seines verstorbenen
Vaters. Da Hofmann fürchtet, Schultz könnte aufgrund der wenigen noch lebenden
jüdischen Zeugen ungestraft davonkommen, beauftragt er zwei unprofessionelle
Gangster und den zwielichtigen russischen Kopfgeldjäger Vitally, den Nazi an der
Grenzstation auf den Golanhöhen gefangen zu nehmen. Der Auftrag von Vitally und
seiner Geliebten Dodo lautet, Schultz ohne einen Kratzer zum Berg Mars, dem
höchsten Berg des Landes, zu bringen.
Sollte Schultz etwas zustoßen, erlischt
der Vertrag, und es wird kein Geld fließen. Hoffmann selbst nämlich will dort
auf dem verschneiten Gipfel die letzte Kugel abfeuern. Die beiden schlecht
qualifizierten Gangster werden auf den Golanhöhen von schwerem Schneefall und
dichtem Nebel empfangen. Unfähig, ihren Weg zum gesuchten Schultz zu finden,
heuern sie einen wandernden Laientrompeter als ihren Führer an. Als Vitally beim
Versuch, Schultz zu entführen, 6 israelische Polizisten tötet, wird die Lage
kompliziert. Auch die Tatsache, dass sich Eddie, der Trompeter mittlerweile in
Dodo verliebt hat, macht die Lage nicht gerade einfacher. Eddie weiss, dass
seine Liebe zu Dodo ihm den Weg ebnet , selbst den Nazi und die 2 Millionen
zu schnappen.
Es ist ein langer Weg zum Berg Mars. Dort wartet Hoffmann mit seiner
9-jährigen Tochter. Wegen der langen Wartezeit und der furchtbaren Kälte, droht
Hoffmanns Tochter zu erfrieren. Als Eddie endlich mit dem 2-Millionen- Dollar
werten Schultz auf dem Berggipfel ankommt, ist Hoffmann bereits weg. Er hat
seiner Tochter zuliebe den letzten Willen seines Vaters nicht ausgeführt. Jetzt liegt alles an Eddie: Wird er den Nazi auch ohne Geld erschießen? Oder
läßt er die grausige Vergangenheit Vergangenheit sein und wendet sich einem
neuen Leben zu? Dem Leben einer neuen Generation.
Made in Israel ist ein skurriles Road Movie über fünf Israelis: einen
Saxophonspieler, zwei Geldeintreiber und zwei russische Kopfgeldjäger, die wider
Willen zum Nazijäger werden. Made in Israel ist aber auch eine rabenschwarze
Satire, die respektlos mit Klischees spielt.
 Afula Express (1997)
Montag, 12. Mai 20.30 Uhr
Israel 1997, 97 min., hebr. mit dt. u. russ. U, Regie: Julie Shles
Israels raue Wirklichkeit bildet den Hintergrund von "Afula Express, ein
herzerwärmend komisches Drama von kleinen Leuten aus der Provinz, die sich große
Träume in der großen Stadt Tel Aviv erfüllen wollen.
Die Einbindung von
dokumentarischem Material in die Geschichte macht den Film zu einer
einzigartigen Erfahrung für den Zuschauer.
 Everlasting Joy (1996)
Dienstag, 13. Mai 18.00 Uhr
Osher Lelo Gvul,
Israel 1996, 85 min., hebr. mit dt. u. russ. U, Regie: Igal Bursztyn
Das Leben des jüdischen Philosophen Baruch Spinoza, übertragen aus dem Amsterdam
des 17. Jahrhunderts ins heutige Holon, in die Suburbs von Tel Aviv.
Der Spinoza
unserer Tage sitzt vor seinem Computer und sucht, in das Geheimnis des
immerwährenden Glücks einzudringen. Dann jedoch erreicht ihn ein Ruf nach
Heidelberg, um dort zu lehren. Aber schon am Flughafen in Tel Aviv verliert er
das Interesse an einer akademischen Karriere. Als er bei seiner Rückkehr von
seinen Nachbarn begeistert empfangen wird, versteht er endlich, dass er sie
ebenso braucht wie sie ihn.
 Vulcan Junction
Dienstag, 13. Mai 20.00 Uhr
Tzomet Vulcan (1999)
Israel 1999, 102 min., hebr. mit dt. u. russ. U, Regie: Eran Riklis
Neun Tage im Leben von sechs jungen Israelis, fünf Männern und einer Frau, jeder
von ihnen vor Entscheidungen mit großer Tragweite , an einer Weggabelung im
Leben.
Die letzen neun Tage vor dem 6. Oktober 1973: Jom Kippur, der höchste
jüdische Feiertag, an dem Syrien und Ägypten Israel den Krieg erklärten. Neun
Tage, sechs Menschen, Rockn Roll: "Vulcan Junction untersucht die Naivität,
Unschuld und Ahnungslosigkeit des Israels von 1973 - eine Unschuld, die
zerplatzt wie eine Seifenblase mit dem Überraschungsangriff der arabischen
Nachbarn am 6. Oktober 1973.
 Circus Palestine
Mittwoch, 14. Mai 18.00 Uhr
Kirkas Palestina,
Israel 1998, 90 min., hebr./russ./arab./engl./ mit dt. u. russ. U, Regie: Eyal
Halfon
Eines schönen Tages kommt ein kleiner Zirkus aus Osteuropa ins Heilige Land und
schlägt sein Lager auf in einem kleinen, pittoresken heruntergekommenen Dorf in
der Westbank, dessen Ruhm sich bis dahin vor allem darauf beschränkt hat, die
besten und schnellsten unter jenen Autos, die ihren Weg als Diebesgut ins
Westjordanland gefunden haben, in Teilen weiter zu verkaufen.
"Kirkas Palestina
scheint eine völlig aberwitzige Geschichte zu erzählen. Tatsächlich offenbart
der Film mit seinen irreal anmutenden Bildern Aspekte einer Welt, deren
Komplexität nur erahnen kann, wer sie erlebt hat , einer Welt, in der Freund und
Feind oft kaum zu unterscheiden sind und sich gelegentlich in einer Person
vermischen.
 Yana's Friends
Mittwoch, 14. Mai 20.00 Uhr
Yanas Friends - Hachaverim Shel Yana,
Israel 1999, 90 min., hebr./russ. mit dt. u. russ. U, Regie: Arik Kaplun
Eine Geschichte von der Ankunft russischer Immigranten in Tel Aviv just in der
Zeit des Golfkrieges.
Während irakische Scuds über ihre Köpfe fliegen und ein
ganzes Land sich in luftdicht versiegelten Räumen verbarrikadiert, kämpfen Yana
und ihre Freunde vor allem mit ihren Problemen, die Immigranten überall auf der
Welt haben: Sprache, Kultur, Geld, Arbeit und Liebe.
Immer häufiger bekommen
Immigranten aus Osteuropa in den letzten Jahren Bild und Stimme im israelischen
Kino. Arik Kaplun reflektiert sehr authentisch die gemeinsamen Probleme der
mittlerweile ca. eine Million Neueinwanderer aus den Staaten der ehemaligen
Sowjetunion.
Filmreihe München, 12. -14.05.03. Siehe auch frühere Mitteilung:
gemeinden.judentum.de/muenchen/israelfilme
Internationale Filmfestspiele Berlin 2003 (Berlinale)
hagalil.com 09-05-03 |