Grzegorz Pawłowski:
Feste Feiern in Israel
Nun bin ich wieder mal
in Israel, wie ich es mir im letzten haGalil-Beitrag
versprochen habe.
Diesmal begleitet mich die Absicht, die jüdischen Feste und
Bräuche zu dokumentieren. Lange habe ich mich auf die Reise vorbereitet, um
keine Details, die mir aussagekräftig und religiös relevant erscheinen, zu
verpassen. Primäre Quellen und sekundäre Literatur, die in Polen seit
der Gründung von "Solidarność" im Jahr 1980 und viel intensiver seit dem Runden Tisch
an Quantität und Qualität regelmäßig zunehmen, waren dabei ein wesentlicher
Hilfsfaktor.
Dies reicht aber noch lange nicht aus, um
alle Nuancen der jüdischen Tradition, ihre alltäglichen und regionalen
Variationen kennen zu lernen und nachzuvollziehen. Mir bleibt nur zu
hoffen, dass die dargebotenen Photos die Realität angemessen widerspiegeln und
meine Bemühungen um ein unverfälschtes Bild des "Jüdischen", um Verstehen und
Annäherung, Früchte tragen werden.
Die Photoreportage geht auf drei Motive
ein, Kapparot, Sukkot und einige freie Porträts.
Die Kaparoth machen im Allgemeinen einen
besonders starken Eindruck auf jemanden, der sich um diese Zeit unbeabsichtigt
und
unverhofft in den Gassen von Mea Shearim verläuft. Fremde Gestalten, unbekannte
Gesichtszüge und eigentümliche Symbole rufen schon seltsame
Gefühle hervor, hinzu kommt hier noch das Blut. Der erkenntnishungrige und neugierige Beobachter
erkennt aber beim zweiten Blick, wie tiefgründig, wahrhaftig und vertraut diese Symbolik ist. Hätte Abraham
gewusst, dass er Vater eines großen Volkes werden wird, so wäre er G-tt ohne mit
der Wimper zu zucken gefolgt. Eigenschwäche durch Vertrauen und grenzenlose
Hingabe zu ersetzen, war sein Wille und Motto. Alle schöpfen wir heute aus
diesem Brunnen. Sein geistiges Opfer ist nicht vergessen worden. Der Bock lebt.
Die Reinigung der Sünden und die Aussühnung sind erfolgt. (Erklärungen
zum Kaparoth)
Im Kontrast dazu steht das Sukkotfest, eine
fröhliche und dankbare Zeit. Selbst die langen Vorbereitungen zeigen es an.
Nichts trübt das Gesicht. Segen erfüllt das Haus: 'Gesegnet seiest du, Herr,
unser G-tt, König des Universums, der uns das Leben geschenkt hat, uns Nahrung
gibt und es uns ermöglicht, dieses Fest zu feiern'. Die Hand G-ttes führt uns
durch die Wüste des Lebens, und erregt in uns die Sehnsucht nach dem
versprochenen Land, nach dem Leben im Himmel. Ein jeder gläubiger Jude beharrt
nicht am Irdischen, demütig gedenkt er der Zeit der Einheit mit G-tt. Die Sukka,
das Zelt, in dem das lebendige Wort der Gebote von Händen der sündigen
Menschenseele hingetragen wird, ist ein wahres Zeichen der Bescheidenheit auf der
einen und der unveräußerlichen Verbundenheit G-ttes mit Seiner Schöpfung auf der
anderen Seite. Seine Präsenz streben und flehen wir an in der Hoffnung auf die
endgültige Offenbarung.
Grzegorz Pawłowski
hagalil.com 13-09-05 |