Pressemitteilung Palästina - Heimat?
Ein Stück von israelischen und palästinensischen
Autoren
Uraufführung am THEATER HEILBRONN
Eine Frau und ihr Baby allein mit dem
Kleiderbündel des exekutierten Mannes. Ein Elternpaar allein mit dem Sohn, der
ein Mörder wurde. Zwei Politiker allein nach dem Ende jeder Verhandlung.
Wie ein dunkles Kaleidoskop eröffnen die Szenen
der palästinensischen und israelischen Autoren Blickwinkel auf ein Leben in der
ständigen Krise. Das Projekt mit dem Arbeitstitel "Palästina - Heimat?" geht
dabei zunächst von einer politischen Idee aus: die Autoren wollen gemeinsam an
einem Projekt arbeiten. Jenseits von Ideologien, von Verletzungen und Hass
behaupten sie trotzig den Raum der Kunst, um an der Utopie eines gemeinsamen
Lebens zu arbeiten.
Doch wie Benjamins "Engel der Geschichte" bläst
auch den Autoren der Sturm des Paradieses kalt ins Gesicht, denn der
Trümmerhaufen auf den der Engel blickt wird eher größer als von uns abgetragen.
Die Autoren erfinden verzweifelte Monologe, bittere Dialoge und formulieren
verrückte Taten, die vom Leben unter der Besatzung, vom Leben als Okkupator, von
einem Leben der Trauer und der gestohlenen Glücksmomente erzählen.
Das alltägliche Leben in Israel und Palästina ist
geprägt von Angst, Terror und Demütigung. Selbstmordattentate, niedergewalzte
Häuser und Olivenhaine, Selbstjustiz, ermordete Babys, traumatisierte Kinder,
zerstörte Lebensträume auf beiden Seiten. Wo Gewalt zum Alltag gehört, ist der
Verlust der Menschlichkeit die Folge und es scheint unmöglich, eine Linie
zwischen Täter und Opfer zu ziehen. Wo alles durcheinander ist, muss man auf die
Kraft der Geschichten setzen, die immer von einem subjektiven Punkt aus gedacht
und geschrieben werden. Sie kristallisieren aus anonymisierten Nachrichten
wieder persönliche Schicksale heraus. Geschichten, in denen nicht klar ist, ob
die junge Mutter Nijmeh als Todesengel an der Wiege des eigenen Kindes sitzt, ob
der junge schuldlos schuldig gewordene Soldat Yoni der Selbstgerechtigkeit
seiner Eltern entgeht oder ob das palästinensisch-israelische Liebespaar seine
Liebe auch außerhalb des Internet Chatroom leben kann.
Anat Gov (Israel), Elisheva Greenbaum (Israel),
Dorine Munayyer (Palästina), Ilan Hatsor (Israel), Sameh Hijazi (Palästina),
Imad Jabarin (Palästina/Israel), Motti Lerner (Israel) und Salman Natour
(Palästina/Israel) wagen miteinander einen Dialog über die Themen ihres Alltags
und schreiben Szenen, die in der Wirklichkeit des Staates Israel und des zu
gründenden Staates Palästina verankert sind. Das gemeinsame Projekt ist in einer
Zeit, in der der Nachbar nur noch als Feind betrachtet wird, ein Versuch gegen
die lähmende Hoffnungslosigkeit anzuschreiben.
Der Regisseur Elmar Fulda und der Bühnenbildner
Florian Parbs fügen die Szenen zu einem Abend zusammen, der die Frage nach dem
Wert des Lebens in den Mittelpunkt rückt. Eine Frage, die nicht nur in Palästina
gestellt werden sollte. Premiere wird am 5. April 2003 im Theater Heilbronn
sein.
Opposing Sides.
Israelis and Palestinians
World premiere
A woman and her baby alone with a bundle of
clothes belonging to her executed husband. Two parents alone with their son, who
has become a murderer. Two politicians alone after the end of each negotiating
session.
Like a dark kaleidoscope, these scenes by
Palestinian and Israeli authors allow a glimpse of life in the middle of a
permanent crisis. The project, which has the working title of "Palestine -
homeland?", began as a political idea: the authors wanted to work together on a
project. Beyond ideology, hurt and hatred and beyond reality, art has been
defiantly used to work on the utopia of a common life.
However, as with Walter Benjamin's "Angel of
History", the cold wind of paradise blows in the face of the authors, for the
rubbleheap on which the angel is looking is rather increasing than being taken
down by us. The authors invent despairing monologues, bitter dialogues and
formulate insane actions telling about life under occupation, life as an
occupier, a life of sadness and snatched moments of happiness.
Everyday life in Israel and Palestine is marked
by fear, terror and humiliation. Suicide attacks, demolished houses and olive
groves, lynch justice, killed babies, traumatised children, destroyed life
dreams on both sides. Where violence is an everyday occurrence, humanity is lost
and it becomes impossible to distinguish between the culprit and the victim.
Where chaos reigns, one must rely on the power of the stories, always through
and written from a subjective standpoint. From anonymized news they shape again
personal fates. Stories where it is not clear whether the young mother Nijmeh
sits like an angel of death at the cradle of her own child, whether the young
soldier Yoni, innocently guilty, is escaping the self-righteousness of his
parents, or whether the Palestinian-Israeli lovers can realise their love
outside the internet chatroom.
Anat Gov (Israel), Elisheva Greenbaum (Israel),
Dorine Munayyer (Palestine), Ilan Hatsor (Israel), Sameh Hijazi (Palestine),
Imad Jabarin (Palestine/Israel), Motti Lerner (Israel) and Salman Natour (Palestine/Israel)
dare to weave a dialogue about their everyday life and create scenes which are
rooted in the reality of the state of Israel and the yet-to-be-founded state of
Palestine. At a time in which the neighbour is only regarded as the enemy this
common project is an attempt to write against the paralysing hopelessness.
Director Elmar Fulda and stage designer Florian
Parbs fit these scenes together into an evening which focuses on the value of
life. A question that is not only asked in Palestine. The premiere will take
place on 5 April 2003 in the Theatre of Heilbronn.
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